Teufel

Teufel
   (das deutsche Wort abgeleitet vom semit. ”tfl“ = besudeln; hebr. ”satan “; lat. u. griech. ”diabolus“, ”diabolos“), eine mit extrem negativen Eigenschaften ausgestattete Symbolgestalt, die generell der Verarbeitung von Erfahrungen des Bösen dient, wobei Probleme u. Konflikte nicht rational angegangen, sondern auf eine mythische Personifikation proijziert werden. Analoge Personifikationen kommen auch außerhalb des jüdischchristlichen Bereichs vor. Religionsgeschichtlich ist der T. nicht so alt wie die Dämonen. In der hebr. Bibel tritt der T. als Mitglied des himmlischen Hofstaats auf, als Ankläger vor Gott (Sach , 1 f.) oder als von Gott zugelassener Prüfer des Ijob (Ijob 1 f.). Durch den T. als Anstifter zum Bösen wird Gott entlastet (1 Chron 21, 1). Im außerbiblischen jüdischen Schrifttum wird der T. als ursprünglich gut geschaffener Engelsfürst dargestellt, der einen Aufstand moralisch schwacher Engel gegen Gott inszeniert habe, mit ihnen vom Himmel gestürzt u. so zum Anführer der Dämonen wurde. Dieser Mythos begegnet in Spätschriften des NT (2 Petr 2, 4; Jdt 6). Obwohl Jesus den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen sah, spielt der T. im NTeine bedeutende Rolle: als Versucher Jesu u. anderer Menschen, als Zerstörer, Verursacher von Krankheiten, Verfolger der Gläubigen, Beeinflusser des Judas, als Herr über ein eigenes Reich (für Paulus sogar als Gott dieser Welt 2 Kor 4, 3 f.). Gelegentlich kommt der T. im Plural vor. In der Offb dient der T zur Dämonisierung Roms; die Geschichte endet mit dem Sturz des T. in den feurigen Schwefelsee (Offb 20, 10; vgl. Mt 25, 41). In der nachbiblischen Entwicklung der christlichen Auffassung des T. lassen sich drei ineinander verschränkte Aspekte unterscheiden: Theol. Spekulationen, konkretere Ausmalungen u. gesellschaftliche Folgen. Die Theologie systematisiert die Bibeltexte u. wahrt damit die prinzipielle Güte der Schöpfung gegenüber einem radikalen Dualismus wie die Meinung, Gott könne nicht Urheber des Bösen u. der Übel sein (zur amtlichen Lehre: Dämonen). In den Ausgestaltungen durch Seelsorge u. Volksglauben äußern sich unglaubliche Phantasien. Folgenschwer sind die von kirchlichen Autoritäten vorgenommenen oder tolerierten Identifizierungen des T.: mit den Juden (Hilarius von Poitiers † 367, Johannes Chrysostomus †407; Antijudaismus), mit Zigeunern, mit dem Antichrist. Hintergründe u. Auswirkungen des Glaubens an den T. werden im Hexenwahn deutlich: Aggressivität gegen Außenseiter u. Fremde, Abwälzung eigener Schuldkomplexe auf Minderheiten, vermeintliche Schaffung sicherer Lebensräume durch deren ”Ausrottung“, Beherrschbarkeit der Geschichte usw. Der T. findet Aufmerksamkeit in Psychologie, Literatur u. darstellender Kunst sowie in den Medien. Diverse Satanskulte dokumentieren immer wieder die vom T. ausgehende Faszination.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Teufel — (s. ⇨ Teixel). 1. A mol muess ma m Teuffel uff de Wedel treta. – Birlinger, 1036. 2. All, wat de Düwel nich lesen kann (will), dat sleit he vörbi (oder: sleit he äwer). – Frommann, II, 389, 123; Eichwald, 346; Goldschmidt, 57; Kern, 1430. 3. Als… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Teufel — Teufel: Der Name des nach der christlichen Lehre von Gott abgefallenen und zum Widersacher Gottes gewordenen Engels, mhd. tiuvel, tievel, ahd. tiufal, wurde entweder im Zuge der arianischen Mission aus got. diabaúlus, diabulus aufgenommen, das… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Teufel — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Bsp.: • Was zum Teufel ist hier passiert? …   Deutsch Wörterbuch

  • Teufel [1] — Teufel (v. gr. διάβολος, d.i. Ankläger, Verleumder), das personificirte Böse, dem Menschen Feindselige u. Schädliche, der böse Geist, im Gegensatz zu Gott, dem Urheber u. Geber alles Guten. A) Die biblische Lehre. a) Schon in den… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Teufel [2] — Teufel, Name mehrer Thiere, 1) so v.w. Schuppenthier; 2) so v.w. Satan, s.u. Saki c); 3) so v.w. Meerleier, s.u. Spinnenfisch c); 4) so v.w. Seeteufel …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Teufel [3] — Teufel, eine Maschine, ähnlich dem Wolfe, mit welcher die Wolle aus dem Gröbsten zerrissen wird …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Teufel [1] — Teufel (griech. Diabolos, »Verleumder«; hebr. Satan, soviel wie Widersacher), das personifizierte Prinzip des Bösen. Die bereits in den niedern Religionen begegnende Unterscheidung wohltätiger und unheilvoller göttlicher Wesen, wie sie durch die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Teufel [2] — Teufel, Raubtier, s. Beutelmarder …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Teufel — (grch. diábolos, »Verleumder«; hebr. satan, »Widersacher«; im N. T. auch Beelzebub, Belial, später Luzifer), in der jüd. und christl. Theologie die Verkörperung des Bösen in Gestalt des Obersten der Dämonen (s.d.); die Lehre vom T. wurde erst (s …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Teufel [2] — Teufel, Raubtier, s. Beutelmarder und Tafel: Australische Tierwelt, 18 …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Teufel — Teufel. Dem uralten, orientalischen Begriffe einer Götterzweiheit, getheilt in Licht und Finsterniß, Gutes und Böses, wobei jedoch das Erstere überwiegend erscheint, entkeimte auch im Judenthume die Idee eines bösen Princips, das dem einzigen… …   Damen Conversations Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”